OVAG-Energiegipfel-Oberhessen.
OVAG führt erstmalig drei mittelhessische Landkreise und 68 Kommunen ihres Versorgungsgebietes zusammen um die Resilienz in Notfall, Krise und Katastrophe zu stärken.
„In Krisen Köpfe kennen“ lautet ein zentrales Motto des Bevölkerungsschutzes. Es bringt auf den Punkt, dass Krisen-Bewältigung nur im Zusammenspiel gelingen kann, und dass Akteure ein grundlegendes gegenseitiges Verständnis füreinander aufbringen müssen, um gemeinsam Ziele zu erreichen. Getreu dieses Leitsatzes hatte die OVAG jetzt zu einem Energiegipfel in die Wetterauhalle in Wölfersheim eingeladen. Neben Referenten aus den Reihen des kommunalen Energieversorgers sprachen auch Vertreter von Feuerwehren, Rettungs- und Gesundheitswesen, Polizei, Bundeswehr und Katastrophenschutz sowie ein Referent aus dem Hessischen Innenministerium zum Thema Cybersicherheit.
„Ausgehend von den zahlreichen Diskussionen, Anfragen und Antragstellungen in kommunalen Gremien unseres Versorgungsgebietes in Folge des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges von Russland auf das Staatsgebiet der Ukraine und der damit zusammenhängenden Auswirkungen auf unsere nationale Energieversorgung und der damit einhergehenden Verunsicherung der Bevölkerung und der kommunalen Mandatsträger der Region, war es Ziel der OVAG mit dem ‚OVAG-Energiegipfel-Oberhessen‘ die Resilienz der Bevölkerung zu stärken, die Entscheidungsträger für Themen der Energiesicherheit, der Notfall- und Krisenprävention in allen Fragen der Energieversorgung zu sensibilisieren, das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte auf kommunaler und übergeordneter föderaler Ebene zu vertiefen und stärkere Vorkehrungen für Notfall, Katastrophe und Krise in unserer Region zu erreichen“, sagte OVAG-Vorstand Oswin Veith bei der Begrüßung.
„Mit der COVID-19-Pandemie, der Flutkatastrophe im Ahrtal und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist deutlich geworden, wie verwundbar wir sind und das Schutz, Sicherheit, ja sogar Frieden keine Selbstverständlichkeiten sind. Gleichzeitig auftretende akute Bedrohungen erhöhen unsere Verletzlichkeit. Wir müssen unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber solchen Gefahren stärken. Resilienz gegenüber solchen Katastrophenszenarien stärkt auch unsere Resilienz gegenüber militärischen und hybriden Bedrohungen“, beschrieb Veith die Herausforderungen, mit denen man konfrontiert sei. Rund 140 Vertreter aus den drei Landkreisen Wetterau, Vogelsberg und Gießen und aus 68 Städten- und Gemeinden des Versorgungsgebietes der OVAG waren gekommen, um zentrale Akteure der Krisenbewältigung und des Katastrophenschutzes und deren Konzepte und Aufgaben kennen zu lernen. Neben den insgesamt zehn Vorträgen war dabei stets auch genug Zeit für den Austausch untereinander.
Zum Auftakt sprach Dr. Reinhold Merbs, Fachbereichsleiter Gesundheit und Bevölkerungsschutz und Amtsarzt des Wetteraukreises, über aktuelle Herausforderungen des Gesundheitswesens. Merbs warnte davor, dass das Gesundheitssystem am Anschlag arbeite und erläuterte unter anderem, wie Krankenhäuser und weitere Einrichtungen im Krisenfall notversorgt werden können. „Unsere Strukturen sind auf Punktlagen ausgerichtet, bei Flächenlagen müssen wir mit massiven Einschränkungen rechnen“, erklärte er. Der Gießener Kreisbrandinspektor Mario Binsch stellte den Fachdienst Gefahrenabwehr des Landkreises Gießen und dessen Funktionen vor, ehe Michael Jahnel vom Katastrophenschutzstab des Vogelsbergkreises über die Krisenvorbereitung auf Landkreisebene referierte und beispielhaft einige Szenarien vorstellte. Beide stellten heraus, dass die Eigenvorsorge der Bevölkerung insbesondere bei sogenannten Flächenlagen essenziell sei. Hier müsse weiter sensibilisiert werden.
Auf großes Interesse stieß auch der Vortrag von Peter Freier vom Hessen CyberCompetenceCenter des Hessischen Innenministeriums. Freier berichtete anschaulich von den Gefahren, die für Kreisverwaltungen, Kommunen und Unternehmen im Netz lauern. Buchstäblich genüge manchmal schon ein einziger Klick zu viel, sagte er und verwies auf die Cyberattacke auf die Stadt Rodgau. Über die Rolle der Bundeswehr sprach Oberst d. R. Jürgen Marx, Leiter des Bezirksverbindungskommandos Gießen. Auch er verwies auf das Motto des Tages: „Das 3-K-Prinzip – ‚In Krisen Köpfe kennen‘ – darf nicht erst in der Krise wiederentdeckt werden. Das muss vorher umgesetzt werden.“ Polizeirat Stephan Wenz vom Polizeipräsidium Mittelhessen erläuterte derweil die Aufgaben der Planungsgruppe KRITIS und der Polizei bei Krisen anhand verschiedener Lageszenarien.
Aus den Reihen der OVAG-Gruppe sprachen Franz Poltrum, Abteilungsleiter Wasser, Andreas Matlé und Michel Kaufmann (OVAG-Öffentlichkeitsarbeit) sowie Markus Summ, Geschäftsführer Oberhessen-Gas, und Thomas Seipp, Abteilungsleiter Bau & Betrieb bei der ovag Netz GmbH. Summ und Poltrum erläuterten die Gegebenheiten der Gas- bzw. Fernwasserleitungsnetze, Andreas Matlé und Michel Kaufmann referierten über Kommunikation in der Krise. Thomas Seipp ging auf die Gegebenheiten des regionalen wie auch überregionalen und europaweiten Stromnetzes ein und erläuterte mögliche Herausforderungen einer Krise, aber auch Problemlösungsstrategien.
„Unser Ziel war es, Akteure aller Ebenen zusammenzubringen und stärker zu vernetzen. Das ist auf ganzer Ebene gelungen und wir sind sicher, dass die Teilnehmer heute viele gute Ideen und Ansätze mitnehmen können“, so die beiden OVAG-Vorstände Joachim Arnold und Oswin Veith zum Abschluss der Veranstaltung. Beide zeigten sich angesichts der gelungenen Premiere zufrieden. „Eine solche Veranstaltung, übergreifend über drei Landkreise, fand bisher nie statt. Wir freuen uns, dass wir als regionaler Versorger hier einmal mehr eine Pionierrolle einnehmen dürfen.“